Verwendungsweisen des Begriffs der "Ganzheitlichkeit" in der Pädagogik. Eine Problematisierung

  • Die vorliegende kritische Untersuchung von Verwendungsweisen des Begriffs der "Ganzheitlichkeit" beginnt mit einer Systematisierung der vielschichtigen und auf den ersten Blick diffusen Verwendungspraxis des "Ganzheitlichkeits"begriffs. Sodann werden Probleme des "Ganzheitlichkeits"begriffs herausgearbeitet: Unter den für "Ganzheitlichkeits"begriffsverwendungen typischen Referenzräumen werden zwei detailliert dargestellt und kritisch analysiert. Bei der Untersuchung der Referenzen auf die sogenannten "neuen Naturwissenschaften" dient ein aufgezeigtes Konzept "Moderner Naturphilosophie" als methodologischer Bezugspunkt der Kritik. Aufgewiesen werden u.a. vielfache Differenzierungsdefizite innerhalb von Einheits- und Nichttrennbarkeits-Behauptungen ("Alles hängt mit allem zusammen") und deren Irrelevanz für pädagogische Sachverhalte. Einen ebenfalls sehr häufig bemühten Referenzraum stellen Bezugnahmen auf Pestalozzi und dessen Kopf-Herz-Hand-Formel dar. Ihre Untersuchung ergab sachlich falsche und ideologische Verwendungen desDie vorliegende kritische Untersuchung von Verwendungsweisen des Begriffs der "Ganzheitlichkeit" beginnt mit einer Systematisierung der vielschichtigen und auf den ersten Blick diffusen Verwendungspraxis des "Ganzheitlichkeits"begriffs. Sodann werden Probleme des "Ganzheitlichkeits"begriffs herausgearbeitet: Unter den für "Ganzheitlichkeits"begriffsverwendungen typischen Referenzräumen werden zwei detailliert dargestellt und kritisch analysiert. Bei der Untersuchung der Referenzen auf die sogenannten "neuen Naturwissenschaften" dient ein aufgezeigtes Konzept "Moderner Naturphilosophie" als methodologischer Bezugspunkt der Kritik. Aufgewiesen werden u.a. vielfache Differenzierungsdefizite innerhalb von Einheits- und Nichttrennbarkeits-Behauptungen ("Alles hängt mit allem zusammen") und deren Irrelevanz für pädagogische Sachverhalte. Einen ebenfalls sehr häufig bemühten Referenzraum stellen Bezugnahmen auf Pestalozzi und dessen Kopf-Herz-Hand-Formel dar. Ihre Untersuchung ergab sachlich falsche und ideologische Verwendungen des Gewährsmanns Pestalozzi. "Ganzheitliches Denken" wird oft mit vernetztem und systemischem Denken gleichgesetzt. Der "Ganzheitlichkeits"begriff vermag hier die jegliches (handlungsorientiertes) Denken kennzeichnende Reichweitebeschränkung und Selektivität und den darüber hinaus sozialtechnologischen Charakter bestimmter Denkweisen zu verschleiern. Systemlogiken unterschiedlichster Reichweiten und ethischer Qualitäten können gleichermaßen "Ganze" genannt werden. Darauf bezogenes "ganzheitliches Denken" kann aus der Sicht anderer "Ganzer" sehr fragmentarisch und borniert sein. Die vielfach getätigten Kontrastierungen zwischen "ganzheitlichem Denken" und empirisch-analytischer Wissenschaft wie zwischen "ganzheitlichem Denken" und rationalem Denken und die Beherrschungs- und Verdrängungsvorwürfe sind ein weiterer Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit. "Ganzheit des Menschen" wird oft als Bezugspunkt pädagogischen Handelns verwendet. Es kann begründet bezweifelt werden, dass dies - ohne eine bestimmte und notwendigerweise normative Füllung des Begriffsinhalts - sachlich-logisch möglich ist. Gefordert wird, Denken und Fühlen bzw. Rationalität und Emotionalität zu verbinden bzw. zu integrieren. Sowohl bezüglich einer (nichtnormativen) Realisierbarkeit, als auch der pädagogischen Güte dieser Intention werden begründete Zweifel und ein anderer Vorschlag formuliert. Als Resultat der Arbeit wird zum einen festgehalten, dass der Ganzheitlichkeits"begriff nichtwissenschaftliche und nichthandlungsanleitende Funktionen erfüllt, aber mit sprachpragmatischen Kategorien gut zu beschreiben ist. Zum anderen werden Befunde vorgebracht, die gängige Assoziationen des "Ganzheitlichkeits"begriffs kontrastieren: "Ganzheitliches Denken" ist nicht notwendig auf normative Bezugspunkte fixiert und schon gar nicht auf einen universalethisch humanen und ökologischen, "ganzheitliches Denken" ist nicht umfassend und vollständig, sondern kann auch sehr partikulares und einseitiges Denken bezeichnen und nicht zuletzt können mit dem Begriff der "Ganzheitlichkeit" Begründungsnotwendigkeiten pädagogischen Handelns verdeckt werden.show moreshow less

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Metadaten
Author:Gabriele Stier
URN:urn:nbn:de:bvb:739-opus-280
Advisor:Guido Pollak
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2002
Date of Publication (online):2002/09/10
Publishing Institution:Universität Passau
Granting Institution:Universität Passau, Philosophische Fakultät
Date of final exam:2002/08/30
Release Date:2003/06/16
Tag:Ganzheitlichkeit; Lernen mit allen Sinnen; Neues Lernen
GND Keyword:Ganzheit; Begriff; Lernen; Lernforschung; Pädagogik
Institutes:Philosophische Fakultät / Philosophische Fakultät / Pädagogik
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 37 Bildung und Erziehung / 370 Bildung und Erziehung
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