Analogie und Wortbildung. Eine Wortbildungstheoretische Anwendung des Analogiebegriffs Wilhelm von Humboldts

  • Die vorliegende Arbeit versteht sich als ein Versuch, den Analogiebegriff Wilhelm von Humboldts mit Konzepten der modernen Wissenschaften zu interpretieren und auf eine Wortbildungsbeschreibung anzuwenden. Die Verwendungen des Analogiebegriffs in den gegenwärtigen Wortbildungsbeschreibungen stehen grundsätzlich in der Tradition Hermann Pauls. Die erweiterte, jedoch sprachinterne Analogieauffassung von Paul scheint die Grundlage zu sein, die die zwei gegensätzlichen Wortbildungsmodelle, nämlich das syntaktische und das lexikalistische bzw. das kompositionell-reguläre und das analog-holistische (Fleischer/Barz 1995: 58) gleichermaßen legitimiert. Die Wortbildungsbeschreibung ist heutzutage zu einem Methodenpluralismus (Toman 1983: 2) gekommen, der nicht nur den gesamten Bereich der Wortbildungen abzudecken scheint, sondern auch die besondere Stellung der Wortbildung im Gesamtsystem der Sprache bestätigt. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch feststellen, dass es noch unklar ist, ob und in welchem Zusammenhang die verschiedenenDie vorliegende Arbeit versteht sich als ein Versuch, den Analogiebegriff Wilhelm von Humboldts mit Konzepten der modernen Wissenschaften zu interpretieren und auf eine Wortbildungsbeschreibung anzuwenden. Die Verwendungen des Analogiebegriffs in den gegenwärtigen Wortbildungsbeschreibungen stehen grundsätzlich in der Tradition Hermann Pauls. Die erweiterte, jedoch sprachinterne Analogieauffassung von Paul scheint die Grundlage zu sein, die die zwei gegensätzlichen Wortbildungsmodelle, nämlich das syntaktische und das lexikalistische bzw. das kompositionell-reguläre und das analog-holistische (Fleischer/Barz 1995: 58) gleichermaßen legitimiert. Die Wortbildungsbeschreibung ist heutzutage zu einem Methodenpluralismus (Toman 1983: 2) gekommen, der nicht nur den gesamten Bereich der Wortbildungen abzudecken scheint, sondern auch die besondere Stellung der Wortbildung im Gesamtsystem der Sprache bestätigt. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch feststellen, dass es noch unklar ist, ob und in welchem Zusammenhang die verschiedenen Beschreibungsmethoden zueinander stehen. Diese Unklarheit ist meiner Ansicht nach darauf zurückzuführen, dass eine sprachinterne Analogieauffassung der lebendigen, geistigen Sprachtätigkeit des wortbildenden Individuums nicht gerecht werden kann. Es scheint, dass das Licht eines vorhandenen Sprachsystems zwar die sprachinternen Erscheinungen einigermaßen beleuchten kann, es erzeugt aber in seinem eigenen Standpunkt einen Schattenbereich. Dies drückt sich auch dadurch aus, dass der kreative, sprachverändernde Aspekt der Wortbildung grundsätzlich unbeschrieben bleibt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, den statischen sprachinternen Standpunkt zu verlassen und den traditionsreichen Begriff der Analogie in einer sprachexternen Hinsicht zu betrachten. Sprachextern zeichnet sich der Analogiebegriff durch seine geistigen bzw. erkenntnisfunktionalen Implikationen aus, die man v.a. in dem Analogieverständnis Wilhelm von Humboldts finden kann. Aufgrund der allgemein bekannten „Dunkelheit“ Humboldtscher Begriffe kann eine Humboldt-Rezeption durchaus von Mutmaßungen geprägt sein. Jedoch bin ich von der Erklärungskraft des Analogiebegriffs Humboldts überzeugt und gehe das Risiko eines gewagten Versuchs bewusst ein. Mit der vorliegenden Lesart des Analogiebegriffs Humboldts wird intendiert, eine einheitliche Beschreibungsgrundlage für Wortbildungen herauszuarbeiten, die zum einen den inneren Zusammenhang zwischen den scheinbar gegensätzlichen Beschreibungsmodellen sichtbar macht, zum anderen den kreativen Aspekt der Wortbildungen in gewisser Hinsicht beschreiben kann. Von dieser Zielsetzung ausgehend wird in Kapitel 1 zunächst ein kurzer historischer Überblick über den Analogiebegriff gegeben. Anschließend werden die an Hermann Paul anzuschließenden Verwendungen des Analogieprinzips in der gegenwärtigen Wortbildungsbeschreibung erörtert und damit die Motivation für eine neue Analogiebetrachtung erklärt. In Kapitel 2 wird der Analogiebegriff Humboldts auf der Grundlage einiger Forschungsergebnisse von Christmann und Di Cesare in dem Textzusammenhang Humboldts interpretiert. In Kapitel 3 werden zur Anwendung des Humboldtschen Analogiebegriffs auf die Wortbildungsbeschreibung einige theoretische Überlegungen gemacht, wobei ich das Konzept der Abduktion als eine sinnvolle Lösung des methodischen Problems einer Humboldt-Anwendung betrachte. Aufgrund dieser Überlegungen wird in Kapitel 4 ein Modell der Wortbildungsbeschreibung formuliert, das schließlich auf eine Analyse ausgewählter deutscher Markennamen angewendet wird (Kapitel 5). In Kapitel 6 werden die Hauptgedanken und Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst.show moreshow less

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Yali Gao
URN:urn:nbn:de:bvb:739-opus-49
Advisor:Ludwig M. Eichinger
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2000
Date of Publication (online):2001/02/01
Publishing Institution:Universität Passau
Granting Institution:Universität Passau, Philosophische Fakultät
Date of final exam:2000/07/01
Release Date:2003/06/11
GND Keyword:Humboldt; Wilhelm von; Sprachtheorie; Wortbildung
Institutes:Philosophische Fakultät / Philosophische Fakultät / Germanistik
Dewey Decimal Classification:4 Sprache / 43 Deutsch, germanische Sprachen allgemein / 430 Germanische Sprachen; Deutsch
open_access (DINI-Set):open_access
Licence (German):License LogoStandardbedingung laut Einverständniserklärung